Gonokokken sind die Auslöser für Gonorrhö

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Diese Krankheit hat eine lange Geschichte. Schon im Alten Testament wird von Gonorrhö Symptomen berichtet und auch im Mittelalter war die Krankheit bekannt. Gonorrhö ist im Volksmund als Tripper bekannt und ist weltweit die zweithäufigste sexuell übertragbare Infektion. Das liegt auch daran, dass man gegen diese Krankheit nicht immun wird. Eine Ansteckung ist also immer wieder möglich. Betroffen sind vor allem junge Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahren. Die Übertragung findet hauptsächlich beim ungeschützten Geschlechtsverkehr statt.

Was sind Gonokokken?

Gonokokken sind eine Bakterienart, die in der Fachsprache Neisseria gonorrhoeae heißen. Entdeckt wurden sie 1879 von dem Hautarzt Albert Neisser.

Diese Bakterienart bevorzugt Temperaturen zwischen 36-38 °C und eine hohe Luftfeuchtigkeit. An der Luft können sie nicht überleben, daher brauchen die Bakterien einen Wirt.

Das macht uns Menschen zur perfekten Herberge. Am wohlsten fühlen sie sich an dunklen und feuchten Orten, weshalb sie sich überwiegend im Intimbereich von Männern und Frauen vermehren.

Welche Besonderheiten haben Gonokokken?

Gonokokken sind gramnegative, nierenförmige Bakterien. Meistens sind sie paarweise vorhanden. Sie besitzen eine hohe Infektionskraft, aufgrund bestimmter Eigenschaften.

Gonokokken bilden sogenannte Pili. Dieser Zellanhang sorgt dafür, dass sich das Bakterium an den Schleimhautzellen fest verankert. Die Bakterien nisten sich sozusagen ein, wodurch es immer wieder zum Krankheitsausbruch kommen kann.

Außerdem produzieren diese Bakterien eine IgA-Protease. Das ist ein Enzym, welches die Antikörper in der Schleimhaut zerlegt und somit unwirksam macht.

Darüber hinaus besitzen Gonokokken Eisenfangsysteme, die das Wachstum der Bakterien fördern.

Bestimmte Zuckermoleküle auf der Oberfläche der Gonokokken bilden um jedes Bakterium eine Kapsel aus Sialinsäure. Dadurch werden die Bakterien vom Immunsystem nicht als Krankheitserreger erkannt.

Das ist ein Grund dafür, weshalb es bis jetzt noch keine Gonokokken-Impfung gibt.

Wie werden Gonokokken übertragen?

Gonokokken werden fast immer bei sexuellem Kontakt übertragen. Da sich das Bakterium in den Schleimhautsekreten einer infizierten Person befindet, findet die Ansteckung hauptsächlich bei ungeschütztem oralen, vaginalen und analen Geschlechtsverkehr statt.

Die Übertragung findet oft ungewollt statt, da viele Betroffene keine Symptome bemerken.

Eine Ansteckung über verunreinigte Gegenstände ist sehr unwahrscheinlich, da Neisseria gonorrhoeae an der Luft und außerhalb des Menschen schnell sterben. Das Risiko kann aber nicht vollständig ausgeschlossen werden.

Ist eine Schwangere infiziert, können Gonokokken auch während der Geburt von der Mutter auf das Neugeborene übertragen werden. Dies kommt allerdings nur sehr selten vor.


Welche Symptome sind typisch für Gonorrhö?

Meistens entstehen die Symptome der Schleimhautinfektion vor allem an der Eintrittspforte. Die Infektion kann aber auch aufsteigen und an anderen Orten im Körper Infektionen und Beschwerden auslösen.

Die Inkubationszeit beträgt ein bis vierzehn Tage.

Symptome beim Mann

Nach der Infektion treten die ersten Symptome meistens innerhalb von zwei bis sechs Tagen auf.

Typische Anzeichen sind:
·      starker, eitriger gelb bis grünlicher Ausfluss aus der Harnröhre
·      brennende Schmerzen beim Urinieren
·      schmerzhafte Schwellungen am Penis und der Vorhaut
·      bei Analverkehr: Entzündung im Enddarm mit Schmerzen beim Stuhlgang und schleimig-blutigen Stuhlbeimengungen
·      bei Oralverkehr: Halsschmerzen

Steigt die Infektion auf oder wird nicht behandelt, kann das eine Entzündung der Prostata oder Nebenhoden auslösen. Hierbei ist die Eiterbildung gering. Über Nacht bildet sich jedoch ein Eitertropfen, der am Morgen vor dem Urinieren aus der Harnröhre fließt. Dieser Tropfen wird als «Bonjour-Tröpfchen» bezeichnet und ist ein typisches Anzeichen für Tripper.

Bei ungefähr einem Drittel der infizierten Männer treten gar keine Symptome auf.

Symptome bei Frauen

Ungefähr die Hälfte der infizierten Frauen haben keine Beschwerden.
Bei den anderen Frauen kommt es am häufigsten zu einer Entzündung des Gebärmutterhalses.

Typische Symptome sind:

·      übelriechender Ausfluss aus der Scheide
·      Brennen beim Wasserlassen
·      Entzündung des Muttermunds mit eitrigem bis blutigem Ausfluss
·      Zwischenblutungen, verstärkte Menstruationsblutung

Ohne Behandlung können die Symptome chronisch werden. Im Verlauf breitet sich die Entzündung auf die Eileiter und die Eierstöcke aus. Risikofaktoren für eine Ausbreitung der Infektion sind Menstruation, Geburt oder eine Fehlgeburt.

Wie werden Gonokokken diagnostiziert?

Wenn Sie den Verdacht haben, dass Sie sich mit Gonokokken infiziert haben, können Sie sich an Ihren Hausarzt oder einen Gynäkologen bzw. Urologen wenden.

Zuerst wird Ihnen der Arzt ein paar Fragen stellen und eventuell auch eine körperliche Untersuchung vornehmen.

Um den Verdacht zu bestätigen, muss der Erreger in Sekreten des Genitaltrakts, der Analregion, des Rachens, der Augenbindehaut oder im Urin nachgewiesen werden.

Meistens wird bei Männer und Frauen ein Abstrich aus der Harnröhre gemacht. Bei Frauen wird zusätzlich ein Abstrich vom Gebärmutterhals entnommen.

Der mikroskopische Nachweis wird nur bei Männern durchgeführt, wenn sie Symptome aufweisen. Bei Frauen wird dieser Test nicht mehr durchgeführt.

Wenn Betroffene keine Symptome zeigen, eignet sich die sogenannte Nukleinsäure-Amplifikationstechniken (NAT). Dieses Testverfahren beruht auf einer Vermehrung des Bakterien-Erbguts im Labor.
Dieser Test gilt als sehr sicher, da er auch Gonokokken nachweisen kann, wenn sich relativ wenige Bakterien in den Proben befinden.

Eine Bakterienkultur ist vor allem sinnvoll, um die geeignete Therapie auszuwählen. Da man im Antibiogramm erkennt auf welche Antibiotika die Gonokokken besonders empfindlich reagieren. Daher eignet sich die Kultur auch zum Nachweis von Antibiotikaresistenzen.

Wie werden Gonokokken behandelt?

Die Gonorrhö ist sehr gut mit Antibiotika behandelbar. Da Gonokokken weit verbreitet sind, sind sie bereits gegen viele Antibiotika unempfindlich geworden. Daher muss vor der Therapie eine Bakterienkultur angelegt werden, um eine Antibiotikaresistenz festzustellen. Das Testergebnis muss jedoch nicht abgewartet werden, um mit der Therapie zu beginnen.

Die deutsche Leitlinie empfiehlt eine Kombination aus zwei verschiedenen Antibiotika zur Behandlung der Gonorrhö. Ceftriaxon wird einmalig direkt in den Muskel oder die Vene injiziert. Zusätzlich verabreicht der Arzt eine Tablette Azithromycin.

Besteht eine Resistenz oder Allergie gegen diese Antibiotika, kann eine Behandlung mit Chinolone oder Doxycyclin erfolgen.

Zwei Wochen nach der Antibiotikabehandlung gibt es eine Nachkontrolle. Diese ist notwendig um den Therapieerfolg festzustellen. Bis dahin sollten Betroffene auf Geschlechtsverkehr verzichten.

Hat die Therapie nicht angeschlagen, muss die Therapie mit einem anderen Antibiotikum fortgesetzt werden.

Wichtig ist, dass auch die Sexualpartner untersucht und gegebenenfalls mitbehandelt werden. Ansonsten könnte es zu einer erneuten gegenseitigen Ansteckung kommen.

Welche Folgen kann eine Infektion mit Gonokokken haben?

Wird Gonorrhö rechtzeitig behandelt, treten normalerweise keine Spätfolgen auf.

Unbehandelt können Gonokokken jedoch ernsthafte Folgen haben.
Dazu zählen Entzündungen der inneren Geschlechtsorgane und Verklebung der Eileiter oder Samenleiter. In der Folge kann das zur Unfruchtbarkeit führen.

Eine Infektion mit Gonokokken kann auch das Risiko für eine Infektion mit HIV erhöhen.

In seltenen Fällen breiten sich die Gonokokken über die Blutbahn im ganzen Körper aus. Das wird als disseminierte Gonokokkeninfektion (DGI) bezeichnet. In diesem Fall kommt es zu Gelenk- und Sehnenscheidenentzündungen, Fieber, Schüttelfrost, Hautausschlägen oder kleinen Einblutungen unter der Haut.

Bei einem schweren Verlauf der disseminierten Gonokokkeninfektion kann sich eine Hirnhautentzündung (Meningitis) und Herzinnenhautentzündung (Endokarditis) entwickeln.

Infiziert sich eine Schwangere Frau mit Gonorrhö kann das fatale Folgen haben. Es kann zu Komplikationen wie niedriges Geburtsgewicht, Frühgeburt oder einer fiebrigen Fehlgeburt (septischer Abort) kommen.
 

Wie kann man sich vor einer Infektion schützen?

Eine Impfung gegen Gonokokken gibt es noch nicht. Den besten Schutz vor Geschlechtskrankheiten wie Gonorrhoe bieten Kondome. Ein weiterer Schutz ist unsichere Sexpraktiken und einen häufigen Wechsel der Sexualpartner zu vermeiden.

Wurde bei Ihnen Gonorrhö festgestellt, dann können Sie dazu beitragen andere zu schützen. Verzichten Sie bis zum Therapieende auf Geschlechtsverkehr, damit der Erreger nicht verbreitet wird. Informieren Sie auch alle Sexualpartner, damit diese sich beraten und untersuchen lassen können. So kann die Infektionskette wirksam unterbrochen werden.

Quellen

  1. Gelbe Liste Online (2020): Gonorrhö (Tripper). https://www.gelbe-liste.de/krankheiten/gonorrhoe-tripper#Diagnostik [24.09.20].
  2. AWMF Leitlinie. S2k: Diagnostik und Therapie der Gonorrhoe AWMF Registernummer 059-004 [24.09.20].
  3. Doc Check Flexikon Online (2020): Neisseria gonorrhoeae. https://flexikon.doccheck.com/de/Neisseria_gonorrhoeae [24.09.20].
  4. RKI Online (2020): Gonorrhö. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Gonorrhoe.html [24.09.20].
  5. Springer Link Online (2020): Geschichtliches über die Gonorrhoe. https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-7091-9908-4_1 [22.09.20].

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